Rede anlässlich des 26. Stuttgarter Controller Forums / "26. Stuttgarter Controller Forumu" Açış Konuşması
M. Türker ARI
18.09.2012
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Horvath,
sehr geehrter Herr Dr. Kieninger,
meine Damen und Herren,
ich darf Sie heute Abend herzlich grüßen. Es ist mir eine Ehre, diese Rede zu halten und ich danke den Veranstaltern von Herzen für die Einladung.
In diesem Jahr bildet mein Land den geographischen Themenschwerpunkt des Forums und ich möchte die Gelegenheit nutzen, einige Bereiche anzusprechen, die mir in den Türkisch – Deutsch– Baden-Württembergischen Beziehungen von Bedeutung erscheinen.
Seit Jahrhunderten sind die Türkei und Deutschland eng miteinander verbunden.
Bereits 1790 unterzeichneten das Osmanische Reich und das Preußische Königshaus ein Friedens- und Freundschaftsabkommen und intensivierten ihre militärischen Kontakte. Unter der Regentschaft Abdülhamid II vertieften sich diese Beziehungen und beide Länder arbeiteten auch in Bezug auf gemeinsame Großprojekte - wie den Bau der Bagdad-Eisenbahn – gut und eng zusammen.
Während des zweiten Weltkriegs flohen viele deutsche Juden und fanden in der Türkei ihre neue Heimat. Sie trugen maßgeblich zur Entwicklung der universitären Strukturen oder auch dem Aufbau industrieller Anlagen bei. Über viele Jahrzehnte hinweg intensivierten sich die Beziehungen zwischen der Türkei, Deutschland und Europa. Die Unterzeichnung des Deutsch-Türkischen Anwerbeabkommens im Jahre 1961 führte schließlich zum Zuzug vieler Türken und Türkinnen nach Deutschland. Heute leben hier rund drei Millionen Menschen türkischer Herkunft und bilden einen wichtigen Faktor unserer bilateralen Beziehungen. Die türkische Gemeinde ist Teil der Gesellschaft. Türkische Verbände und Einzelpersonen türkischer Herkunft engagieren sich sozial und sind oftmals eng in staatliche Initiativen wie den Integrationsgipfel und die Islamkonferenz eingebunden.
Die Türkisch-Deutschen Beziehungen sind vielschichtig und belastbar. Ausdruck dieser intensiven bilateralen Beziehungen sind hochrangige Staatsbesuche beider Seiten. Erst vergangenen September hatten wir die Ehre, den Präsidenten der Republik Türkei, S.E. Herrn Abdullah Gül, in Stuttgart zu begrüßen.
Meine Damen und Herren,
wir leben in einer Zeit großer Veränderungen. Daher nimmt auch unsere Wirtschafts- und Außenpolitik einen immer komplexeren Charakter an. Wirtschaftliche Unabhängigkeit, die Wahrung von Menschenrechten, eine nachhaltige Umweltpolitik und Frieden zwischen Menschen und Völkern sind die wichtigsten Voraussetzungen für Sicherheit, Stabilität und Wohlstand. Mein Land liegt im Hinblick auf politische Spannungsfelder in wohl einer der bedeutendsten Regionen der Welt. Dieser Umstand beeinflusst die Grundsätze türkischer Außenpolitik. Dank der starken Wirtschaft ist es meinem Land möglich, international immer stärker Position zu beziehen und wir beteiligen uns im Rahmen der UN, der NATO und der EU bereits an zahlreichen internationalen Friedensmissionen.
Liebe Gäste,
Mein Land ist sowohl in politischer, als auch in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht Teil der Entwicklungen des europäischen Kontinents und untrennbar mit diesem verbunden.
1963 unterzeichneten die Türkei und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft das Ankara-Abkommen. Dieses Abkommen leitete den Prozess des Beitritts der Türkei in die Union ein. 1995 gründeten die Europäische Union und die Türkei die Zollunion und verflochten ihre Wirtschaften noch enger miteinander. 1999 erhielt die Türkei offiziell den Status eines Beitrittskandidaten, 2005 wurden die Verhandlungen aufgenommen. Obwohl diese teilweise nur schleppend vorangehen, strebt die Türkei auch weiterhin nach der EU-Vollmitgliedschaft - alternative Ziele gibt es für uns nicht. Die Europäische Union ist eine Union der Werte, und diese Werte teilen wir. Zudem führt der EU-Harmonisierungsprozess zu einer Steigerung des Wohlstands und der Lebensqualität in meinem Land. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass wir hoffen, dass uns auch bald ein visafreies Reisen verbindet.
In wirtschaftlicher Hinsicht ist die Türkei bereits eng mit dem europäischen Markt verwoben. 2010 betrug der Anteil der Länder der Europäischen Union am türkischen Außenhandelsvolumen rund 42 Prozent. Der Großteil der Direktinvestitionen, die in der Türkei getätigt wurden, stammte aus den Ländern der Europäischen Union. Von den rund 26.000 in der Türkei tätigen Unternehmen mit ausländischem Kapital stammen rund 13.600 aus dem europäischen Raum. Deutschland kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zu. 2011 erreichte das türkisch-deutsche Handelsvolumen rund 31,44 Milliarden Euro. Die türkischen Exporte nach Deutschland stiegen um beinahe 18% und die Importe aus Deutschland in die Türkei um rund 24%. Rund 4.800 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung haben sich in der Türkei niedergelassen. Im Gegenzug sind in Deutschland bei rund 75.000 Firmen unter türkischer Führung rund 370.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Meine Damen und Herren,
die Türkei hat sich schnell von den Folgen der Weltfinanzkrise erholt und ist heute eines der Länder, das am wenigsten von der Weltwirtschaftskrise betroffen ist. Der IMF sagte der türkischen Wirtschaft für 2012 ein Wachstum von rund 2,3% voraus - im ersten Quartal 2012 ist sie bereits um 3,2% gewachsen. Im Zeitraum von 2002 bis 2011 wuchs die türkische Wirtschaft um rund 6%. Damit weist mein Land innerhalb Europas eine der schnellsten Wachstumsraten auf. 74,7 Millionen Menschen leben in der Türkei, wobei die Hälfte der Bevölkerung im Schnitt unter 29 Jahre alt ist. Das Bevölkerungswachstum beträgt 1,36%, während es in anderen Europäischen Ländern bei nur 0,28% liegt.
Liebe Gäste,
Sie sehen, welch wirtschaftliche Entwicklungen die Türkei durchlebt. Erlauben Sie mir nun noch einen Blick in die Zukunft und auf Potentiale, die der türkische Markt bietet:
Rund 93,2% aller türkischen Haushalte verfügen über mobile Telefone. 42.9% aller Privathaushalte und nur rund 90,9% aller türkischen Unternehmen haben einen Internetzugang. Schließlich hatte im Jahr 2011 nur jeder fünfte Bürger ein Auto – und damit meine ich natürlich auch Autos aus baden-württembergischer Produktion!
Am kommenden Mittwoch wird im Weißen Saal des Neuen Schlosses der erste “Win-Win-Wirtschaftsgipfel” stattfinden. Dort werden Sie die Gelegenheit haben, persönlich von unserem Minister für Wirtschaft von den neuen türkischen Förderprogrammen für Direktinvestitionen und Initiativen zu erfahren und ich darf Sie alle sehr herzlich einladen.
Mit dieser Einladung möchte ich meine Rede beenden. Wie ich bereits sagte, gründet sich wirtschaftliche Entwicklung stets auf menschliche Beziehungen. Daher brauchen wir die Hilfe und die Unterstützung des jeweils anderen.
Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend und freue mich auf interessante Gespräche in unserer Runde.
Herzlichen Dank.
sehr geehrter Herr Dr. Kieninger,
meine Damen und Herren,
ich darf Sie heute Abend herzlich grüßen. Es ist mir eine Ehre, diese Rede zu halten und ich danke den Veranstaltern von Herzen für die Einladung.
In diesem Jahr bildet mein Land den geographischen Themenschwerpunkt des Forums und ich möchte die Gelegenheit nutzen, einige Bereiche anzusprechen, die mir in den Türkisch – Deutsch– Baden-Württembergischen Beziehungen von Bedeutung erscheinen.
Seit Jahrhunderten sind die Türkei und Deutschland eng miteinander verbunden.
Bereits 1790 unterzeichneten das Osmanische Reich und das Preußische Königshaus ein Friedens- und Freundschaftsabkommen und intensivierten ihre militärischen Kontakte. Unter der Regentschaft Abdülhamid II vertieften sich diese Beziehungen und beide Länder arbeiteten auch in Bezug auf gemeinsame Großprojekte - wie den Bau der Bagdad-Eisenbahn – gut und eng zusammen.
Während des zweiten Weltkriegs flohen viele deutsche Juden und fanden in der Türkei ihre neue Heimat. Sie trugen maßgeblich zur Entwicklung der universitären Strukturen oder auch dem Aufbau industrieller Anlagen bei. Über viele Jahrzehnte hinweg intensivierten sich die Beziehungen zwischen der Türkei, Deutschland und Europa. Die Unterzeichnung des Deutsch-Türkischen Anwerbeabkommens im Jahre 1961 führte schließlich zum Zuzug vieler Türken und Türkinnen nach Deutschland. Heute leben hier rund drei Millionen Menschen türkischer Herkunft und bilden einen wichtigen Faktor unserer bilateralen Beziehungen. Die türkische Gemeinde ist Teil der Gesellschaft. Türkische Verbände und Einzelpersonen türkischer Herkunft engagieren sich sozial und sind oftmals eng in staatliche Initiativen wie den Integrationsgipfel und die Islamkonferenz eingebunden.
Die Türkisch-Deutschen Beziehungen sind vielschichtig und belastbar. Ausdruck dieser intensiven bilateralen Beziehungen sind hochrangige Staatsbesuche beider Seiten. Erst vergangenen September hatten wir die Ehre, den Präsidenten der Republik Türkei, S.E. Herrn Abdullah Gül, in Stuttgart zu begrüßen.
Meine Damen und Herren,
wir leben in einer Zeit großer Veränderungen. Daher nimmt auch unsere Wirtschafts- und Außenpolitik einen immer komplexeren Charakter an. Wirtschaftliche Unabhängigkeit, die Wahrung von Menschenrechten, eine nachhaltige Umweltpolitik und Frieden zwischen Menschen und Völkern sind die wichtigsten Voraussetzungen für Sicherheit, Stabilität und Wohlstand. Mein Land liegt im Hinblick auf politische Spannungsfelder in wohl einer der bedeutendsten Regionen der Welt. Dieser Umstand beeinflusst die Grundsätze türkischer Außenpolitik. Dank der starken Wirtschaft ist es meinem Land möglich, international immer stärker Position zu beziehen und wir beteiligen uns im Rahmen der UN, der NATO und der EU bereits an zahlreichen internationalen Friedensmissionen.
Liebe Gäste,
Mein Land ist sowohl in politischer, als auch in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht Teil der Entwicklungen des europäischen Kontinents und untrennbar mit diesem verbunden.
1963 unterzeichneten die Türkei und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft das Ankara-Abkommen. Dieses Abkommen leitete den Prozess des Beitritts der Türkei in die Union ein. 1995 gründeten die Europäische Union und die Türkei die Zollunion und verflochten ihre Wirtschaften noch enger miteinander. 1999 erhielt die Türkei offiziell den Status eines Beitrittskandidaten, 2005 wurden die Verhandlungen aufgenommen. Obwohl diese teilweise nur schleppend vorangehen, strebt die Türkei auch weiterhin nach der EU-Vollmitgliedschaft - alternative Ziele gibt es für uns nicht. Die Europäische Union ist eine Union der Werte, und diese Werte teilen wir. Zudem führt der EU-Harmonisierungsprozess zu einer Steigerung des Wohlstands und der Lebensqualität in meinem Land. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass wir hoffen, dass uns auch bald ein visafreies Reisen verbindet.
In wirtschaftlicher Hinsicht ist die Türkei bereits eng mit dem europäischen Markt verwoben. 2010 betrug der Anteil der Länder der Europäischen Union am türkischen Außenhandelsvolumen rund 42 Prozent. Der Großteil der Direktinvestitionen, die in der Türkei getätigt wurden, stammte aus den Ländern der Europäischen Union. Von den rund 26.000 in der Türkei tätigen Unternehmen mit ausländischem Kapital stammen rund 13.600 aus dem europäischen Raum. Deutschland kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zu. 2011 erreichte das türkisch-deutsche Handelsvolumen rund 31,44 Milliarden Euro. Die türkischen Exporte nach Deutschland stiegen um beinahe 18% und die Importe aus Deutschland in die Türkei um rund 24%. Rund 4.800 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung haben sich in der Türkei niedergelassen. Im Gegenzug sind in Deutschland bei rund 75.000 Firmen unter türkischer Führung rund 370.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Meine Damen und Herren,
die Türkei hat sich schnell von den Folgen der Weltfinanzkrise erholt und ist heute eines der Länder, das am wenigsten von der Weltwirtschaftskrise betroffen ist. Der IMF sagte der türkischen Wirtschaft für 2012 ein Wachstum von rund 2,3% voraus - im ersten Quartal 2012 ist sie bereits um 3,2% gewachsen. Im Zeitraum von 2002 bis 2011 wuchs die türkische Wirtschaft um rund 6%. Damit weist mein Land innerhalb Europas eine der schnellsten Wachstumsraten auf. 74,7 Millionen Menschen leben in der Türkei, wobei die Hälfte der Bevölkerung im Schnitt unter 29 Jahre alt ist. Das Bevölkerungswachstum beträgt 1,36%, während es in anderen Europäischen Ländern bei nur 0,28% liegt.
Liebe Gäste,
Sie sehen, welch wirtschaftliche Entwicklungen die Türkei durchlebt. Erlauben Sie mir nun noch einen Blick in die Zukunft und auf Potentiale, die der türkische Markt bietet:
Rund 93,2% aller türkischen Haushalte verfügen über mobile Telefone. 42.9% aller Privathaushalte und nur rund 90,9% aller türkischen Unternehmen haben einen Internetzugang. Schließlich hatte im Jahr 2011 nur jeder fünfte Bürger ein Auto – und damit meine ich natürlich auch Autos aus baden-württembergischer Produktion!
Am kommenden Mittwoch wird im Weißen Saal des Neuen Schlosses der erste “Win-Win-Wirtschaftsgipfel” stattfinden. Dort werden Sie die Gelegenheit haben, persönlich von unserem Minister für Wirtschaft von den neuen türkischen Förderprogrammen für Direktinvestitionen und Initiativen zu erfahren und ich darf Sie alle sehr herzlich einladen.
Mit dieser Einladung möchte ich meine Rede beenden. Wie ich bereits sagte, gründet sich wirtschaftliche Entwicklung stets auf menschliche Beziehungen. Daher brauchen wir die Hilfe und die Unterstützung des jeweils anderen.
Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend und freue mich auf interessante Gespräche in unserer Runde.
Herzlichen Dank.
Makbule Koçak Kaçar
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